Verlaufen, Verpasst, Verliebt...
Ich muss zugeben, dass ich dieses Jahr meinen Geburtstag vor
lauter Stress fast vergessen hätte. Das war auch der Grund warum ich diesmal
auch nicht wirklich Lust hatte zu feiern. Mein Freund hatte jedoch genau die
richtige Idee, wie ich diesen Tag trotzdem in vollen Zügen genießen konnte: Er
hatte beschlossen, dass wir uns mal einen Tag Auszeit gönnen; und wo kann man
das besser als mitten in der freien Natur am Ende der Welt (in unserem Falle
der Geltungsbereich unserer Semestertickets)? Unser kleines Abenteuer habe ich
in Geschichten, Bildern und einigen Überlebenstipps festgehalten. Ich wünsche
viel Spaß beim Lesen!
Der Spaß begann bereits am Vortag mit den Vorbereitungen. Da
ein ganzer Tag voller klassischer Käsestullen irgendwann langweilig geworden
wäre, hatten wir uns neben den Klassikern zusätzlich noch ein paar flockige
Snacks gezaubert. Dazu gehörten unter anderem Energiebällchen, von denen ein
einziges schon für eine ganze Mahlzeit satt machte (mein Freund hat sie ETWAS
größer gemacht, als es im Rezept stand). Außerdem war mein Freund noch auf die
super leckere – und klebrige – Idee gekommen, Reiswaffelsandwiches zu machen.
Das ist einfach Honig mit Kokosflöckchen oder Nutella zwischen zwei
Reiswaffeln. Simpel aber genial! Ansonsten hatten wir noch Unmengen von Gemüse,
Obst und Süßigkeiten dabei; und natürlich Bifis. An dieser Stelle wird es Zeit
für den ersten und offensichtlichsten Überlebenstipp:
Überlebenstipp
1: Genug zu Essen und zu Trinken mitnehmen!
Da wir als arme Studenten ohne Auto auf den öffentlichen
Nahverkehr angewiesen sind, begann unser Abenteuer schon mit der Anreise. Da
wir durch halb NRW pendeln mussten, waren wir sehr lange unterwegs. Wir fuhren
mit dem ersten Zug von Dortmund bis Köln, stiegen dann in Köln um und fuhren
weiter bis Schleiden. Dort haben wir erstmal wegen Zugverspätung unseren Bus
nach Gemünd verpasst und mussten eine Stunde warten. An dieser Stelle folgen
die nächsten Überlebestipps:
Überlebenstipp
2: An- und Abreise, einschließlich Ersatzverbindungen, im Voraus planen!
oder
Überlebenstipp
3: Das Auto nehmen!
Als wir es endlich nach Gemünd geschafft hatten, wartete
schon die nächste Herausforderung auf uns: den Eingang zum Nationalpark finden.
Wir hatten zwar eine Karte dabei, was aber nur mäßig hilfreich ist, wenn man
keine Karte richtig lesen kann. Nach etwas herumirren fanden wir dann aber doch
den Eingang. – Mit zwei Stunden Verspätung! Ab hier habe ich auch angefangen,
Fotos zu machen. Bevor es mit den Bildern losgeht, aber erstmal noch mehr
Überlebenstipps:
Überlebenstipp
4: Karte mitnehmen und Route vorher planen!
An den Nationalparktoren findet sich immer eine kleine
Ausstellung zu unterschiedlichen Themen des Nationalparks. Wir kamen an dem
Nationalparktor in Gemünd an, wo es eine kleine Ausstellung zum Nadelwald und
seinen Tieren gab, die wirklich interessant war. Außerdem war es Zeit für die
erste Pipi-Pause.
Überlebenstipp
5: Wer nicht in den Busch gehen möchte, in regelmäßigen Abständen Toiletten in
der Route einplanen!
Draußen befand sich dann, was auf dem Bild zu sehen ist. Wir
haben die Geräte übrigens fast alle ausprobiert. Das hinterste auf dem Bild
haben wir selbst mir Anleitung nicht richtig verstanden. Das Gerät davor, das
die Schultern trainieren soll, haben wir ausprobiert und festgestellt, dass ich
zu klein dafür bin. Die Geräte davor, welche die Beine trainieren sollen, haben
wir auch ausprobiert, wobei mir uns teilweise ziemlich tollpatschig (àSportmuffel)
angestellt haben. An die Wasserbecken trauten wir uns jedoch nicht heran, denn
das Wasser war teilweise gefroren.
Über die Brücke über den Fluss ging es dann weiter, wo
unsere geplante Route starten sollte. Denke ich zumindest, denn wir hatten bis
zum Schluss keine Ahnung, ob wir überhaupt den geplanten Wanderweg gegangen
sind. Wir hatten uns einen Wildnis-Trail rausgesucht und folgen auch den
Abbildungen, aber irgendwann mussten mir vom Weg abgekommen sein, da wir keine
weiteren Abbildungen finden konnten. Unser Plan war es gewesen, dem
Wildnis-Trail bis zum Vogelsang-Museum zu folgen, dann das Museum zu besuchen
und anschließend weiter zur Urft-Talsperre zu wandern. Von dort wollten wir
nach Schleiden zurückfahren. – Im Nachhinein eine wirklich utopische Planung,
denn wir haben nicht einmal die halbe Route geschafft.
Nachdem wir einige Zeit lang dem Wildnis-Trail gefolgt
waren, führte der Weg wieder aus dem Wald raus, wo wir dann einen wunderschönen
Blick auf den Fluss und das Dorf hatten. Der perfekte Ausblick für die
Mittagspause. Als wir weitergingen, hörten dann irgendwann die Schilder für den
Wildnis-Trail auf und wir fragten uns seitdem, ob wir überhaupt noch richtig
gingen. Wie ich bereits erwähnt habe, ist Karten lesen nicht unsere Stärke.
Als der Weg nach kurzer Zeit wieder in den Wald führte,
wurde er merklich kälter, denn im Wald lag noch Schnee. Außerdem war der Boden
teilweise eingefroren, was mich zu den nächsten Überlebenstipps bringt.
Überlebenstipp
6: Wetterfeste Kleidung und festes Schuhwerk tragen!
oder
Überlebenstipp
7: Besser im Sommer besuchen!
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass es dort
keinen Winterdienst gab. Der eingefrorene Weg war also für uns eine echte
Herausforderung, wobei wir noch nicht ahnten, dass wir über diesen Grad der
Herausforderung später noch dankbar gewesen wären.
Abgesehen von dem schwierigen Weg war die Wanderung durch
den Wald aber unheimlich entspannend. Wir hörten nichts außer der Natur; der
Wind den Bäumen, die Tiere im Wald, das Rauschen des Flusses. Für und
Stadtmenschen war das ein unglaublich beruhigendes Erlebnis.
Neben der beruhigenden Geräuschkulisse war der Ausblick
atemberaubend. Auf dem Bild ist der Turm der NS-Ordensburg Vogelsang zu sehen.
Dort wollten wir hin, was eigentlich nur ein Zwischenstopp unserer Wanderung
sein sollte. Noch ahnten wir jedoch nicht, dass wir noch sehr viel länger als
geplant dorthin brauchen würden.
Nachdem wir uns noch ein Stück über vereiste Wege gekämpft
hatten, erreichten wir eine Lichtung mit beeindruckendem Ausblick. Ich muss im
Nachhinein sagen, dass es wirklich sehr schwer war, diesen Eindruck so
realistisch wie möglich einzufangen, weil der Bildausschnitt hier sehr viel
wegnimmt. Ich kann also sagen, dass das ganze Panorama in Natura noch um ein
Vielfaches beeindruckender war.
Auf unserem Weg fanden wir einige Bunker aus dem Krieg.
Viele davon lagen sehr versteckt, aber dieser war wirklich gut zu sehen. Auf
der Kreuzung fanden wir außerdem wieder einen Wegweiser, auf dem ein
Wildnis-Trail angezeigt wurde. Wir waren uns aber sicher, dass das nicht
unserer gewesen sein konnte, weil er in eine ganz andere Richtung zu führen
schien. Wir sind dann also auf eigene Faust in die andere Richtung
weitergegangen.
Obwohl wir uns mittlerweile ziemlich sicher waren, dass wir
den falschen Weg gingen, schienen wir uns aber zumindest in die richtige
Richtung zu bewegen, denn wir kamen dem Turm näher und gingen weiterhin am
Fluss entlang, der zur Talsperre führte. An dieser Stelle wurde uns aber auch
bewusst, dass wir es wahrscheinlich nicht mehr bis zur Talsperre schaffen
würden, da wir nach unserer Planung eigentlich schon am Museum seien mussten,
aber noch ein gutes Stück davon entfernt waren.
Als wir an einer hohen Felswand eine Bank erreichten (auf
der letzten hatten wir Mittagspause gemacht), beschlossen wir, eine kurze Pause
zu machen und überlegten, ob wir in Kürze umkehren sollten, um noch vor
Sonnenuntergang zurück zu sein. Während wir uns über unsere Süßigkeiten
hermachten, begegnete und eine freundliche Wanderin, von der wir erfuhren, dass
wir nicht weit von einer Brücke entfernt waren, von der die Aussicht
unglaublich sein sollte. Außerdem sei es von der Brücke nicht mehr weit zum
Museum, wo auch ein Bus fahren solle. Also beschlossen wir, doch bis zum Museum
zu gehen und von dort den besagten Bus zurück zu nehmen. Der letzte Bus dort
sollte um 17 Uhr fahren, was wir eigentlich schaffen sollten. Also gingen wir
weiter.
Der Weg führte nun wieder in den Wald hinein, wo uns ein
wunderschönes Schauspiel aus Eis und Wasser geboten wurde. Auch das war sehr
schwer einzufangen auf den Fotos, aber ich habe mein bestes versucht.
Genauso beeindruckend waren die hohen Felswände, durch die
sich an vielen Stellen Pflanzen und kleine Bäume durchkämpften. Neben unserer
Bewunderung über diese schönen Naturschauspiele hofften wir bald die Brücke zu
erreichen, denn die sollte nur 15 Minuten entfernt sein, aber wir waren schon
länger unterwegs.
Als wir noch etwas weiter gewandert waren, sahen wir endlich
die Brücke. Bevor wir jedoch die Aussicht genossen, machten wir erneut eine
kurze Pause und besprachen, ob wir weiter bis zum Museum gehen oder besser
umkehren sollten, da es langsam spät wurde. Wir beschlossen schließlich, bis
zum Museum zu gehen und von dort den Bus zu nehmen, weil wir glaubten, den
ganzen Weg zurück nicht mehr vor Sonnenuntergang zu schaffen. Bevor es
weitergeht, hier einer der wichtigsten Überlebenstipps.
Überlebenstipp
8: Rechtzeitig den Rückweg antreten!!!
Die Aussicht auf der Brücke war in der Tat unbeschreiblich beeindruckend.
Ich bin zwar noch nicht viel herumgekommen, aber ich kann sagen, dass dieser
Ausblick mit nichts vergleichbar gewesen ist, was ich zuvor gesehen hatte. Wir
verbrachten einige Zeit damit, dieses spektakuläre Panorama zu genießen bevor
wir die lange Brücke weiter entlanggingen, was uns wieder in den Wald führte.
Wir hätten wirklich umkehren sollen, alles was dann kam, war
nichts mehr für schwache Nerven. Als wir wieder im Wald waren begann der Weg
steiler zu werden. Ein Schild zeigte 16%, was nicht nach viel klingt, ist es
aber! Nachdem wir Sportmuffel schon den ganzen Tag gewandert waren diese
Steigung hochzukraxeln war schon ein Kampf, aber noch irgendwie schaffbar. Doch
als wir tiefer in den Wald kamen, begann der Weg wieder zu gefrieren. Der
Kampf, den gefrorenen Weg mit dieser Steigung hochzukommen, muss unheimlich
albern ausgesehen haben, war für uns aber erst im Nachhinein lustig. Teilweise
auf allen Vieren, im Schneckentempo und am Zaun festgekrallt schleppten wir uns
den Weg hoch. Obwohl es keine sehr lange Strecke war, brauchten wir sehr lange.
Zu lange!
Als wir endlich auf aufgetautem Weg angekommen waren, hatten
wir es fast geschafft. Wir konnten die Burg schon sehen, es war nicht mehr
weit. Nur noch ein kurzes Stück mit wieder 16% Steigung und wir hatten es
endlich geschafft. Es wurde wirklich Zeit, denn langsam begann die Sonne
unterzugehen. Als wir es endlich nach oben geschafft hatten, standen wir jedoch
vor einer neuen Herausforderung: Einen Eingang finden, der nicht gesperrt war.
Es wurde zwar eine Besucher-Umleitung ausgeschildert, die war jedoch nicht sehr
präzise, weshalb wir uns einige Male im Kreis bewegten, bis wir den richtigen
weg fanden. Dann mussten wir eine Steigung hochklettern, was uns allmählich die
letzten Kräfte raubte.
Der Ausblick von ganz oben war unfassbar. Wir konnten von
dort oben sogar einige Orte sehen, an denen wir vorbeigegangen waren. Zu sehen,
was wir geschafft hatten, machte uns wirklich stolz. Wir haben laut
Beschilderung 17 Kilometer bergauf zurückgelegt, was für Sportmuffel wie uns
eine beachtliche Strecke war. Hier habe ich aufgehört Fotos zu machen, weil es
dunkel wurde und wir schon bald ganz andere Probleme hatten Unsere Begeisterung
hielt nämlich nicht allzu lange an denn wir waren zu spät. Als wir den Eingang
zum Museum erreicht hatten, war es 17 Uhr. Wir konnten zwar noch eine
Pipi-Pause einlegen, aber das Museum hatte geschlossen. – Und wir den letzten
Bus verpasst… Wir fragten im Museum nach, suchten nach alternativen
Verbindungen… nichts! Wir saßen dort fest und es wurde dunkel, und kalt. An
dieser Stelle möchte ich noch einmal auf folgende Überlebstipps hinweisen:
Überlebenstipp
3/9: Das Auto nehmen!
Überlebenstipp
7/10: Besser im Sommer besuchen!
Da es also keine Verbindung gab, mit der wir dort wegkamen,
suchten wir nach einem Weg zurück. Wir fanden einen ausgeschilderten Wanderweg,
der uns zurück nach Gemünd führen sollte. Wir überlegten eine Weile, wie klug
es war, nach Einbruch der Dunkelheit über unbekannte und unbeleuchtete Wege zu
wandern. Der Gedanke sagte uns gar nicht zu, aber was hatten wir für eine Wahl?
Also versuchten wir unser Glück. Weit kamen wir jedoch nicht, denn mit Einbruch
der Dunkelheit war es kalt geworden und der Weg war komplett gefroren. Wir
konnten dort nicht laufen ohne zu fallen und das war uns im Dunkeln viel zu
gefährlich. Nun waren wir wirklich ratlos. Als wir keine Möglichkeit mehr
sahen, dort irgendwie wegzukommen, beschlossen wir ein Taxi zu rufen. Da wir
uns auf dem Dorf befanden war das aber auch schwieriger als geplant. Als wir
beim Taxi-Unternehmen angerufen und unsere Situation erklärt haben, hatten sie
nicht genügend Taxen zu Verfügung, denn es waren bereits alle ausgebucht. Wir
bekamen dann noch eine andere Nummer, bei der wir es versuchen sollten. Als wir
dort anriefen, hofften wir inständig, dass jemand kommen konnte. Wir hatten
Glück und wurden dazwischen geschoben, so kamen wir zumindest wieder zurück
nach Gemünd. An dieser Stelle möchte ich für alle, für die die vorigen
Überlebenstipps zu spät kamen nun auf den letzten Überlebstipp hinweisen.
Überlebenstipp
11: Taxigeld für den Notfall mitnehmen!
Der Heimweg verlief dann weitestgehend reibungslos, bis auf
die Tatsache, dass wir so ziemlich jeden Anschluss verpassten. Nach dem
scheinbar endlosen Heimweg kamen wir am Ende des Tages ausgelaugt aber
beeindruckt wieder zuhause an.
Ich muss sagen, dass es trotz
aller Komplikationen doch ein sehr gelungener Ausflug gewesen ist. Ich kann es
wirklich sehr empfehlen, dort wandert zu gehen, denn der Ausblick ist einfach
wunderschön und man hat das Gefühl, ganz weit vom stressigen Alltag weg zu
sein. Als wir wieder zurück waren, haben wir direkt diese idyllische Ruhe
vermisst. Ich kann jedoch nur empfehlen zum einen vielleicht besser das Auto zu
nehmen, damit man in einer Situation wie unserer nicht völlig aufgeschmissen
ist. Zum anderen würde ich empfehlen, besser nicht im Winter zu gehen. Es macht
es einem schon ziemlich schwer, wenn die Wege eingefroren sind und es so
schnell dunkel wird. Aber das Erlebnis lohnt sich auf jeden Fall. Ich bin
wirklich sehr dankbar für dieses Geburtstagsgeschenk und würde es jederzeit
gerne wiederholen.